Singing upon the (Note-)book

Unser Verständnis der Alten Musik ist stark geprägt von schriftlich überlieferten Werken. In den letzten Jahrzehnten wurden jedoch auch zunehmend schriftlose Phänomene – wie der contrapunto alla mente, der lange Zeit im Schatten der Musikgeschichtsschreibung stand – erforscht und sogar als Praxis wiederbelebt. Mit dem Projekt "Singing upon the (Note-)book" wollen wir praktisches Wissen zum improvisierten Kontrapunkt bündeln und mit einer Übungsmöglichkeit online verknüpfen.

In einer Reihe von Tutorials möchten wir verschiedene Techniken der improvisierten Mehrstimmigkeit erläutern. Der methodische Aufbau ist dabei im Hinblick auf die praktische Umsetzung konzipiert: Es sollen möglichst konkrete Anweisungen gegeben werden, um die eigenen Fertigkeiten sukzessive von leicht bis schwer auszubauen. Flankierend dazu finden sich Hinweise und Links zu historischen Quellen.

Für dieses Projekt wurden mit mehreren Sängern und Sängerinnen sowie einer Posaunistin Videos in einer Kirche aufgenommen. Sie dienen als Vorlagen zum Improvisieren verschiedener Kontrapunkte und umfassen Modellfortschreitungen, gregorianische Choräle, Hymnen, Cantus firmi aus Traktaten sowie Kanons. Um beim Üben eine größtmögliche Immersion in den realen Klang und Kontext zu fördern, sieht man auf den Videos den im Kirchenraum stehenden Notenständer mit den verschiendenen Manuskripten sowie den geschlagenen Tactus zur metrischen Orientierung. 

Der eigens entwickelte Player stellt das Herzstück des Projekts "Singing upon the (Note-)book" dar. Mit diesem Player lassen sich nicht nur die Übungsvideos abspielen, sondern man kann damit auch die eigenen Improvisationen aufnehmen, um sie beispielsweise nochmals in Ruhe anzuhören oder um sukzessiv weitere Stimmen hinzuzufügen. Alle gespeicherten Aufnahmen werden mit einem Link versehen, um sie bequem mit anderen Personen teilen zu können. Viel Vergnügen!